Interreligiöser Dialog – syrische Geflüchtete feiern Opferfest im evangelischem Gemeindehaus

opferfest 2016.1

Pfarrer Udo Schulte grüßt syrische Geflüchtete zum Opferfest im evangelischem  Gemeindehaus Rahden

Eine Gruppe syrischer Geflüchtete, die sich regelmäßig Mittwochs im Gemeindehaus treffen, haben zum Opferfest ins Gemeindehaus eingeladen. Mit ihren Familien haben sie alles vorbereitet. Und viele Menschen haben die Einladung angenommen – sowohl syrische Moslems als auch Rahdener Christen. Pfrarrer Udo Schulte bedankte sich für die Einladung, und dass er sich freue, das so viele Menschen in Rahden ein neues zu hause gefunden haben.

Reihhaltiges Buffet

Die syrischen Gastgeber bedankten sich bei den Gästen für ihr kommen. Viele Rahdener hätten sie in den vergangenen Monaten herzlich aufgenommen und sie auf vielfältige Weise unterstützt. Ein junger Mann formulierte es so: “Ich bin sehr glücklich hier sein zu dürfen. Ich darf wieder zur Schule gehen. Und ich verspreche, ich werde mir sehr viel Mühe geben in der Schule, damit ich eine gute Ausbildung machen kann!”
Das Buffet war mit allerelei Köstlichkeiten und Leckereien gefüllt. Für die syrischen Gäste eine Erinnerung an die Heimat, für die Rahdener Gäste die Erinnerung an Urlaub und ferne Länder. Schnell kamen an den Tischen beim Essen intensive Gespräch zu standen.
Der Abend schloss mit einigen traditionellen Tänzen bei der jung und alt zusammen kam.

Opferfest – eine Erklärung

Das Opferfest ist das „Fest Abrahams“. Die islamische Überlieferung wird sie mit Abraham, der auf Befehl Gottes bereit gewesen sein soll, im Tal Mina seinen Sohn zu opfern, in Verbindung gebracht. Gott habe dann den Sohn „mit einem großes Schlachtopfer“ (Sure 37, 106 – hier ähnelt die koranische Darstellung dem biblischen Bericht) ausgelöst. Der Engel Gabriel bringt als Ersatz für das Menschenopfer einen Hammel als Opfertier.Im Koran wird betont, dass sich Abraham und sein Sohn „ergeben gezeigt“ hätten (37, 103). Die Opferbereitschaft Abrahams und auch das Opfer der Muslime soll also Ausdruck der unbedingten Hingabe, des bedingungslosen Gehorsams des Menschen an Gott sein. Der Gläubige, der das Opfer vollzieht, stellt damit sein ganzes Leben Gott zur Verfügung.

Mit Abraham hat Gott ein Zeichen gesetzt gegen das Menschenopfer.

Mit diesem Hintergrund sind es nicht nur die Muslime, die ihr alljährliches Opferfest, an dem sie der Prüfung und Gottergebenheit Abrahams gedenken, neu schätzen können, indem sie sich ob der erwiesenen Barmherzigkeit Gottes selbst ihrer Barmherzigkeit den Mitmenschen gegenüber erinnern und den diesbezüglichen Bräuchen neue Impulse geben.

Es gibt auch unter den christlichen Gläubigen nicht wenige, die, nachdem sie diese Sinndeutung hörten, sehr dankbar sagten: „Endlich ist bei mir das Bild eines grausamen Gottes weg!“

Dieses Erklärungsmuster der Abschaffung des Menschenopfers durch Abraham hat Eingang gefunden und Übertragungen erfahren –

beispielsweise als Beleg und Indiz der Verneinung von Selbstmord-Attentaten im Islam: Gott will keine Menschenopfer. Er will nicht das Opfern der eigenen Kinder.

Der ehemalige Integrationsbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen Dr. Klaus Lefringhausen:

„Eine weitere Insel des Verstehens könnte die Erinnerung an die religionsgeschichtliche Wende sein, die Abraham mit der Abkehr vom Menschenopfer eingeleitet hat. Seit Abraham gibt es auch für Menschenopfer im übertragenen Sinne keine gewissensmäßige Entlastung mehr.
Der Mensch ist weder Religionen noch Ideen oder Ideologen untertan. Seine Würde ist nicht auf dem Altar höherer Zwecke zu opfern, nicht mit Rassenwahn, nicht dem geostrategischen Kampf der Kulturen und nicht dem Abschreckungsverhalten derer, die die Sogwirkung Deutschlands auf Flüchtlinge und andere Migranten eindämmen wollen.
Es wird auch niemand die Zukunft seiner Kinder einer Lernverweigerung, die sich auf Rechtgläubigkeit beruft, opfern dürfen.“